(TV: 22. Juni 2016) Komiker Holger Müller über Toleranz, Tabus und Ostfriesen-Witze – Am 27. Juni zu Gast bei Show in Hermeskeil
(Hermeskeil) Als Ausbilder Schmidt schlägt Holger Müller auf der Bühne einen rauen Ton an, brüllt seinen Zuhörern gern die eine oder andere Beschimpfung entgegen. Am Montag, 27. Juni, moderiert der aus Idar-Oberstein stammende Komiker eine Show in Hermeskeil, in der sich alles um Respekt und Toleranz drehen soll. Wie das zusammenpasst, erklärt Müller im TV-Interview.
Toleranz und der Respekt voreinander – das sind Werte, die im Alltag, auch im Schulalltag, hin und wieder in Erinnerung gerufen werden müssen. Das haben sich acht Schüler des Gymnasiums Hermeskeil zur Aufgabe gemacht. Für den kommenden Montag, 27. Juni, haben sie einen Aktionstag an ihrer Schule organisiert. Durch verschiedene Vorträge zu Diskriminierung, Islamfeindlichkeit oder Toleranz gegenüber Homosexuellen sollen die Schüler miteinander ins Gespräch kommen.
Abschluss und Höhepunkt des Toleranz-Tags ist eine Comedy- Show, in der prominente Künstler das Thema auf humorvolle Weise verarbeiten. Als Moderator haben die Schüler den Komiker Holger Müller gewonnen, der durch seine Bühnenrolle als Ausbilder Schmidt bundesweit bekannt ist. Im Interview hat er TV-Redakteurin Christa Weber verraten, wie er mit Intoleranz umgeht, warum er auch Witze über Randgruppen macht und wieso er Ostfriesenwitze für eine gelungene Sache hält.
Was hat Sie motiviert, sich an dem Toleranz-Tag des Hermeskeiler Gymnasiums zu beteiligen?
Holger Müller: Der Schulleiter, Arno Ranft, kam auf mich zu und erzählte mir von dem Projekt. Herr Ranft war schon mal bei mir im Theater in Ostfriesland (siehe Hintergrund) und weiß daher, dass ich über Kontakte zu vielen Künstlern verfüge. Die Idee, eine Comedyshow zusammenzustellen, die sich mit dem Thema Toleranz befasst, fand ich klasse und sehr reizvoll. Ich glaube, wir haben dafür auch tolle Künstler und Künstlerinnen gefunden.
Sie werden am 27. Juni in Hermeskeil nicht nur in der Comedyshow auftreten, sondern auch vor den Schülern einen Vortrag über den Zusammenhang von Humor und Toleranz halten. Worüber sprechen Sie da genau?
Müller: Ich werde versuchen, für die Schüler einen unterhaltsamen und spaßigen Vortrag zu halten. Dabei will ich etwas auf die Geschichte des Witzes und des Humors eingehen und will erklären, was Humor bewirken kann. Fakt ist, wer viel lacht, der hat ein schöneres Leben und haut in der Regel auch nicht gleich zu. Die Schüler sollen aber auch selbst mal einen ‚Witz’ schreiben und den Vortrag mitgestalten.
Wo ist Ihnen persönlich zuletzt Intoleranz im Alltag begegnet? Und wie reagieren Sie darauf?
Müller: Als toleranter Mensch muss man auch mal Intoleranz akzeptieren. Manchmal ist es auch ganz gut, wenn man etwas einfach ‚weglächelt’. Wir hatten ja zum Beispiel kürzlich die Diskussion über die Deutschland-Fahnen zur Fußball-EM. Was für eine unnötige Diskussion, was für eine Energieverschwendung! Und wo wir gerade dabei sind: Wer ist hier intolerant? Der Fahnenschwenker oder der, der es verbieten will? Was war zuerst da? Das Ei oder das Huhn?
In Ihrer Rolle als Ausbilder Schmidt treten Sie in Militäruniform auf, brüllen dem Publikum Kommandos entgegen und sind auch sonst nicht gerade zimperlich. Mit dem Thema Toleranz bringt man dieses Auftreten auf Anhieb nicht unbedingt zusammen. Wie passt der Begriff Toleranz in Ihr Bühnenprogramm?
Müller: Da haben Sie nicht unrecht, auf den ersten Blick passt es nicht. Meine gespielte Figur Ausbilder Schmidt zieht viel über Randgruppen her und ist ein Drecksack. Auf den zweiten Blick erkennt man aber schnell: Der Typ ist in Ordnung, harte Schale, weicher Kern. Meine Programm sehen immer auch sehr viele körperbehinderte Menschen. Sie lieben meinen schwarzen Humor, sie flehen teilweise sogar um einem Anschiss. Wenn du dich über eine Randgruppe nicht lustig machst, dann machst du sie erst zur Randgruppe. Darüber wird es geteilte Meinungen geben. Comedy soll und darf auch polarisieren. Aber an dem Abend gibt es ja nicht nur Ausbilder Schmidt zu sehen. Ich habe drei wunderbare Komiker mit dabei. Liza Kos zum Beispiel kommt aus Moskau und ist mit 15 Jahren nach Deutschland gezogen. Sie erzählt aus ihrer Perspektive viele lustige und unterhaltsame Anekdoten.
Das Thema Toleranz ist nach dem tödlichen Angriff auf Schwule und Lesben in Orlando gerade besonders in den Fokus gerückt. Für wie wichtig halten Sie es, dass Schulen wie das Gymnasium Hermeskeil auch Themen wie Homosexualität, die von manchen immer noch als Tabuthma betrachtet wird, aktiv ansprechen?
Müller: Ich glaube nicht, dass Homosexualität in Deutschland ein Tabuthema ist. Da haben wir zum Glück Fortschritte gemacht. Die Schwulen und Lesben haben in Deutschland großartig um ihre Rechte gekämpft. Wahrscheinlich hat auch der sogenannte ‚Schwulenwitz’ zu mehr Toleranz beigetragen, zumindest war er für viele ‚Schwulenhasser’ eine Art Ventil. Auch das kann Humor leisten: Humor kann Brücken bauen und Ängste nehmen. Denken Sie nur an den Ostfriesenwitz in den 1970er Jahren: Er hat eine kleine, bis dahin unbekannte Region sehr bekannt gemacht. Heute ist sie eine der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland.
Sie stammen aus der Hochwaldregion. Ist die Show in Hermeskeil auch eine willkommene Gelegenheit, mal wieder in der Heimat aufzutreten?
Müller: Es ist immer super, in der Nähe meiner Heimat Idar-Oberstein zu sein.
Ich liebe meine Heimat und habe noch viele Freunde dort. Von daher ist die Vorfreude natürlich groß. cweb
Extra
Holger Müller alias “Ausbilder Schmidt” moderiert die Toleranz Comedy Show am Montag, 27. Juni, in der Hochwaldhalle in Hermeskeil. Die Show bildet den Abschluss des Toleranz-Tags am Gymnasium Hermeskeil, der von Mitgliedern der Schülervertretung organisiert und konzipiert wurde. Mit diesem Aktionstag wollen die Schüler für mehr Toleranz und gegenseitigen Respekt im Schulalltag werben (der TV berichtete am 16. Juni). Auf der Bühne in der Hochwaldhalle stehen ab 19 Uhr neben Müller die Musikerin und Comedy-Slammerin Liza Kos, Bestseller-Autor Bastian Bielendorfer und Comedian Simon Pearce. Sie werden Ausschnitte aus ihren aktuellen Programmen präsentieren, die einen Bezug zum Thema Toleranz haben. Karten gibt es im Sekretariat des Gymnasiums Hermeskeil, in den Buchhandlungen Lorenzen (Hermeskeil), Engel (Birkenfeld), der Bücherhütte (Wadern) und bei Schreibwaren Feis (Otzenhausen) für 13 Euro im Vorverkauf (neun Euro ermäßigt) sowie an der Abendkasse. cweb