Ein Beitrag von Anna Düpre (MSS 12)
Am 25. November 2023 treffen sich mehrere Rechtsextremisten in der Villa Adlon in Potsdam. Eine Collectiv-Recherche führt dazu, dass die Inhalte und Teilnehmer dieses geheimen Treffens veröffentlicht werden. Unter anderem: Der bekannte Rechtsextremist Martin Sellner, der seine Pläne zur „Remigration“ vorstellte. Im scharfen Kontrast zu dem Rechtsextremismus steht der Linksextremismus. Unter anderem am Beispiel vom „Fall Lina E.“ wird deutlich, wie sich linksextreme Gewalt gegen bestimmte (vor allem faschistische) Personengruppen richtet.
Wie ist mit solchen Extrembeispielen umzugehen? Was bedeuten Links- und Rechtsextremismus überhaupt und wo begegnen sie uns im Alltag? Mit diesen Fragen hat sich die MSS 12 des Gymnasiums Hermeskeil in dem sechsstündigen Workshop „Umgang mit Links- und Rechtsextremismus“ am 19.01.2024 auseinandergesetzt. Durchgeführt wurde dieser von Florian Sander und Anna Düpre (Sozialkunde-Leistungskurs MSS12), die den Workshop auf Basis ihrerTeilnahme an der Jugendbildungswoche 2023 gemeinsam erarbeitet hatten.
Im ersten Teil des Workshops ging es um Links- und Rechtsextremismus im Allgemeinen. Nach einem Warm-Up, bei dem links- und rechtsextreme Songs zugeordnet werden sollten, wurden in einer Gruppenarbeit sechs verschiedene Themen diskutiert und zusammengefasst. Diese umfassten sowohl Hausbesetzungen, den Begriff der Kunstfreiheit als auch Social Media. In derErgebnispräsentation am Ende der Gruppenarbeit wurde deutlich, wie groß das potentielle Feld von Extremismus sein kann. Mit dieser inhaltlichen Vorbereitung fand nun das Highlight des Tages statt: Eine Videokonferenz mit einem Aussteiger aus der linksextremen Szene und dem wohl bekanntesten deutschen Aussteiger aus der rechtsextremen Szene. In dem Gespräch wurden sowohl die Beweggründe für einen Einstieg in die Szene als auch die Konsequenzen bei einem Austritt schnell ersichtlich. Als besonders eindrücklich wurde der Appell am Ende empfunden, bei dem beide Aussteiger die Wichtigkeit der Demokratie und der Diskussion betonten.
Der zweite Teil des Workshops konkretisierte das Vorkommen von Extremismus in Hermeskeil und der Region. Dazu waren Jessica Trogler (Demokratie leben! – Beauftragte Hermeskeil-Ruwer) und Lena Weber (Bürgermeisterin, SPD) eingeladen und berichteten über ihre Erfahrungen und ihren Umgang mit Extremismus in der Region. Einer der Teilnehmer sagte später: „Mich hat besonders schockiert, dass es auch hier so viel Extremismus gibt.“ Gemeinsam mit Dominic Krämer (Jugendpfleger) vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der MSS12 diese Thematik in einer weiteren Gruppenarbeit. Dabei sahen sie sich Sticker und Parolen des Links- und Rechtsextremismus an, entwarfen ein eigenes Graffiti gegen Extremismus, lernten über Extremismus in bekannten Fußballvereinen und profitierten in ihren Diskussionen von der Expertise Dominic Krämers.
In der gemeinsamen Abschlussreflexion betonten viele, dass ihnen die Präsenz von Extremismus im Alltag in diesem Umfang zunächst nicht bewusst war. Wir bedanken uns daher bei allen Helferinnen und Helfern sowie den mitwirkenden Gästen. Es war uns wichtig, mit dem Workshop ein Bewusstsein für Extremismus zu schaffen und darüber aufzuklären. In jeder Hinsicht setzte der Workshop somit ein wichtiges Zeichen gegen Extremismus und für Demokratie und Toleranz. Das Fazit des Tages fasst daher ein Zitat von Robert F. Kennedy gut zusammen: „Was an Extremisten abzulehnen und gefährlich ist, ist weniger ihr Extremismus als ihre Intoleranz.“