Ein Bericht von Anna Düpre, MSS13
“Zwischen Plenarsitzung und Abgeordnetengespräch”
„Die da oben“ einmal „von oben“ (oder genauer: der Besuchertribüne) diskutieren hören – und später im Gespräch auf Augenhöhe Fragen stellen. Diese Chance erhielt der Sozialkunde-Leistungskurs der MSS13 des Gymnasiums Hermeskeil bei einem Besuch im rheinland-pfälzischen Landtag in Mainz am 20.02.2025. Dabei stellte sich unter anderem heraus: Politik lebt vom gesellschaftlichen Diskurs. Das Klischee von Politikern, die von oben herab Entscheidungen treffen, ohne dabei die Belange der Bürger zu beachten, wurde spätestens mit dem Besuch relativiert.
Der Landtagsbesuch begann mit einer kurzen Informations-Einheit über die Abläufe und Aufgaben des Landtages. Daraufhin hatte der Leistungskurs die Gelegenheit, eine Stunde lang die Plenarsitzung zu verfolgen. Tagesordnungspunkt Sieben umfasste eine hitzige Debatte über Investitionen und Infrastruktur sowie erneuerbare Energien, die manchmal mit Amüsement, jedoch stets mit viel Interesse beobachtet wurde. Dieses Interesse wurde besonders in der nachfolgenden Reflexion der Plenarsitzung ersichtlich, in der die Schüler neben inhaltlichen Punkten auch die Rhetorik und den Umgang der Abgeordneten miteinander einzuordnen wussten.
Einen besonderen Höhepunkt des Tages bot das auf die Reflexion folgende Gespräch mit vier Abgeordneten des Landtages: Jutta Blatzheim-Roegler (Grüne), Lothar Rommelfanger (SPD), Anette Moesta (CDU) und Peter Stuhlfauth (AfD). Dabei stellte der Leistungskurs kritische Fragen und erhielt direkte Antworten. Schwerpunktmäßig lag hierbei das Augenmaß bei jungen Erwachsenen und für die Zukunft entscheidenden Themen. Da alle Schüler des Kurses bei der Bundestagswahl 2025 Erstwähler sind, drehte sich der erste Teil des Gespräches rund um Kernthemen der Parteien und inwiefern diese für Erstwähler überzeugend sein könnten. Darauf folgte eine Diskussion über Atomkraftwerke und erneuerbare Energien. Ein besonders kontroverser Punkt war der Fachkräftemangel und wie dieser durch Migration behoben werden könnte. Hierbei forderte der Leistungskurs ein stärkeres Differenzieren in der Migrationspolitik. Einen Abschluss bildete das Thema der Stabilität des Rentenniveaus und die Aktienrente als Zukunftsoption.
Demokratisch denken bedeutet, die eigene Meinung immer wieder kritisch zu hinterfragen – und dies auch auf die Meinungen anderer anzuwenden. Der Kurs bewies diese Fähigkeit im Gespräch selbst, aber auch im Anschluss. Es wurde unter anderem herausgestellt, dass zwar Lösungsansätze für junge Erwachsene geschaffen werden, diese aber in der öffentlichen Debatte oft untergehen. Gleichzeitig war überraschend, wie groß die Einigkeit im Spektrum der demokratischen Parteien bezüglich relevanter Fragen und Grundwerte wie Klimaschutz oder der Bekämpfung des demographischen Wandels ist. Ein beständiges kritisches Hinterfragen der Abgeordneten während des Gespräches konnte die Lücken von populistischen Aussagen und Argumenten deutlich aufzeigen.
Der Sozialkunde-Leistungskurs reflektierte all diese Eindrücke bei einem gemeinsamen Ausklang – im Gespräch, denn die Botschaft dieses Tages ist deutlich: Demokratie kann man nur im Dialog und der kritischen Reflexion (er)leben.
Ein herzliches Dankeschön für diese Erkenntnis an Herrn Thomaschewski, der den Tag initiiert und geplant hat.