Die Historikerin Erika Rosenberg berichtet im Gymnasium Hermeskeil über „Schindlers Liste“. Die Schüler lernen: Der Film war nicht ganz korrekt.
(urs) Was ist wahr? Was wird – und warum – verschwiegen? Mit Fragen wie diesen gewann die Historikerin Erika Rosenberg-Band ihr Publikum. Hermeskeiler Gymnasiasten der Klassenstufe elf hörten ihr zwei Stunden lang aufmerksam zu. Schließlich hatten sie mit ihr eine Zeitzeugin zu Gast. Sie ist die Biografin von Emilie Schindler, der 2001 gestorbenen Witwe von Oskar Schindler, bekannt durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ (1993). Rosenberg, Tochter jüdischer Eltern, die 1936 aus Nazi-Deutschland flohen, wurde zwar erst 1951 in Argentinien geboren. Doch als Historikerin lernte sie mit 39 Jahren die damals 83-jährige Emilie kennen und schätzen. Ihr „tolles Gedächtnis“ ermöglichte ihr gezielte Recherchen und Veröffentlichungen wie zum Beispiel von Briefen des 1974 in Deutschland gestorbenen Oskar Schindler.
Rosenberg führte aus, dass auch Emilie – anders als im Film dargestellt – half, dass Zwangsarbeiter auf „Schindlers Liste“ das NS-Regime überlebten. Und Schindlers seien auch nicht geschieden gewesen, belegte sie mit einem Erbschein. Auch persönliche Erlebnisse an der Seite Emilies bestärken sie in ihren Appellen, niemals nur auf eine Quelle zu vertrauen, sondern kritisch zu bleiben und zu hinterfragen. Schüler wie Inga Jessen waren beeindruckt. Der Vortrag sei sehr spannend und total interessant gewesen: „Ich dachte nicht, dass wir so nah dran sein können.“ Für Sandro Feis ist es zweitrangig, dass Rosenberg die NS-Zeit nicht selbst erlebte. Wichtig sei die „unverfälschte Quelle“, weshalb er Zeitzeugengespräche generell schätzt. So erfahre er Dinge „aus erster Hand“.
Marvin Breit ist betroffen von den vielen Lücken und Fehlern des Films und davon, dass das trotzdem so hingestellt werde, „als wären das historische Fakten“. Spielberg sei offensichtlich nicht gut informiert gewesen. Für Anna Rosche war der Film, den sie tags zuvor schon gemeinsam angesehen hatten, dennoch hilfreich, um sich in die Zeit zurück versetzen zu können. Dankbar ist sie aber vor allem dafür, einen Zeitzeugen befragen zu können, der „hier war“. Und Rosenberg habe ihnen ein Gefühl für diese Zeit und darüber hinaus vermittelt.
Die Autorin lobte Schüler und Lehrer für die gute Vorbereitung, die Basis war für die anschließende gemeinsame Quellenanalyse. Ihr persönlich geht es mit ihrem Projekt, das sie alle halbe Jahre von Argentinien aus durch Europa führt, nicht nur um das Thema Nationalsozialismus. Sie will ermutigen zu „Zivilcourage, Einsatz, Mut“ und zeigen, dass, wer Positives erreichen will, das auch schaffen kann. So geht Rosenberg, die auch Biografin von Papst Franziskus ist, den einst mit Emilie Schindler beschrittenen „Weg der Versöhnung“ weiter. Den Kontakt zur Autorin hatte Lehrerin Suzanne Daum bei einer Fortbildung geknüpft. Der Besuch im Rahmen des rheinland-pfalz-weiten Demokratietages bot sich vor allem für inhaltlich vorbereitete Schüler an, die kürzlich auch die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert besucht hatten.